"KABINETTE I-V"

Fünfteilige Installation anläßlich der Schwabacher Kunsttage "Ortung I - Im Zeichen des Goldes" auf dem Marktplatz von Schwabach im August 1999

Material:  Acryl, Schlagmetall

 

 

 

 

 

 

 

 

Ka/bi/nett:

1. kleines Zimmer, Nebenraum;
2. österr.: kleines, einfenstriges Zimmer;
3. Raum mit Kunstsammlung;
4. früher auch: in Fächer geteilter Schrank mit Kunstgegenständen;

(Quelle: Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann Lexikon Verlag 1996)

 

 

 

Bei einem ersten Besuch und Spaziergang durch Schwabachs Innenstadt erregte ein besonderer städtebaulicher Aspekt, die sog. "Reihe", meine Aufmerksamkeit: zahlreiche Häuser wurden nicht unmittelbar am daneben liegenden Anwesen, sondern mit einem kleinen Abstand dazu errichtet.

Ursprünglich sollten diese Zwischenräume in vergangenen Zeiten vor der unkontrollierten Ausbreitung von Feuersbrünsten schützen oder den zur Seite gehenden Fenstern zusätzliche Lichtquellen und Belüftungsmöglichkeiten bieten. Heute werden sie mit einer Art Holzverschlag vor den Blicken Neugieriger oder vor unbefugtem Betreten geschützt, obwohl sie früher als Durchgang dienten. 

 

Diese Holztüren bieten meist einen eher unschönen Anblick, da sie mit zentimeterdicken Lagen von Plakaten überklebt oder durch Taubendung verdreckt sind. Gleichzeitig werden diese von Einheimischen kaum mehr wahrgenommen und beachtet, weil so alltäglich und gewohnt. 

Mein künstlerisches Vorhaben bestand darin, diese Holzverschläge optisch aufzuwerten, dabei auch das Davor und Dahinter zu thematisieren, und diese somit wieder ins Bewußtsein der Bewohner zurückzuholen. Die Originalmaße der Holztüren rund um den Schwabacher Marktplatz wurden übernommen und auf transparente Acrylplatten übertragen. Diese wurden in einer bestimmten Anordnung von Flächen und Streifen teilweise vergoldet, so dass ein aufmerksamer Betrachter nach dem Anbringen am ursprünglichen Ort die Möglichkeit bekam, durch die unvergoldet gebliebenenen Sichtstreifen hindurch sozusagen hinter die Kulisse zu blicken.

 

Gerade in urbanen Siedlungen spielt Raum, insbesondere als genutzte Stell- oder Wohnfläche, eine wichtige Rolle. Für Schwabach bedeutet die "Reihe" in städtebaulicher Hinsicht ein Paradoxon: es besteht lediglich der öffentliche Raum davor. Durch mannshohe Bretterverschläge abgetrennt, bleibt der Raum dahinter ungenutzt, noch kann er als solcher wahrgenommen werden.

So gesehen bleibt die "Reihe" als Baulücke privater Raum, deren Holztür ersetzt wird und eine optische Aufwertung erfährt.

 

 

"... Ferner sammelt sich hinter der Türe 
reichlich Unrat – darf derselbe entfernt werden?"

(aus dem Fax eines Hauseigentümers)

 

 

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